

Der Weg von einem komplexen Problem zur Lösung verläuft in der Regel nicht geradlinig. Wir können nicht einfach mit Fleiß und Konzentration einer klaren Abfolge von Schritten folgen, da wir den Weg zum Ziel ja noch nicht kennen. Oft erfordert die Problemlösung einen Sprung aus dem Rahmen, eine Idee „out of the box“. Im Nachhinein, wenn wir die Lösung gefunden haben, sieht der Weg zur Lösung recht einfach aus. Und wir fragen uns, warum wir das nicht gleich gesehen haben. Die Erklärung dafür ist einfach: Der Weg zu einer Problemlösung ist halt nicht so einfach zu finden. Er ist nicht geradlinig und Fehler und Sackgassen gehören dazu. – Sonst wäre Problemlösen so einfach, dass das jede tun könnte.
Geradlinige wissenschaftliche Arbeiten
Wenn Menschen von der Lösung eines komplexen Problems berichten oder darüber wissenschaftlich schreiben, lassen sie aber diese fehlende Geradlinigkeit und Fehler leider weg. Sie berichten lediglich von einem geraden Weg: Von der Problemstellung zur Lösung. Es gibt eine klare Abfolge von Schritten, die aufeinander aufbauen.
Helmholtz und der Weg zur Problemlösung
Auch Hermann Helmholtz war sich bewusst, dass ihm die Lösung vieler Probleme erst „durch eine Reihe glücklicher Einfälle nach mancherlei Irrfahrten gelungen waren.“ Er vergleicht sich mit einem Bergsteiger, der langsam einen Berg erklimmt, manchmal umkehren muss, zufällig neue Wegspuren entdeckt, denen er eine Zeitlang folgen kann, bis er endlich das Ziel erreicht. Und der dann „zu seiner Beschämung einen königlichen Weg findet, auf dem er hätte herauffahren können, wenn er gescheit genug gewesen wäre, den richtigen Anfang zu finden.“ Seinen Lesern hat er dann aber „nur den gebahnten Weg beschrieben, auf dem er jetzt ohne Mühe die Höhe erreichen mag.“
Advice for a young investigator
Santiago Ramón y Cajal rät deshalb angehenden Wissenschaftlern, dass sie sich nicht nur das Ergebnis der Forschung anderer anschauen sollen, sondern „the origin of each scientific discovery, the series of errors and missteps that preceded it – information that, from a human perspective, is essential to an accurate explanation of the discovery.” Es ist folglich wichtig auch die Fehler, Missgeschicke und Sackgassen zu betrachten, um selbst Lösungen für komplexe Probleme zu finden.
Der eigene Weg zur Problemlösung: Irrwege dokumentieren
Da das Finden von Lösungen nicht geradlinig verläuft, ist es auch gut Irrwege, Sackgassen und Fehler zu dokumentieren. Damit können andere sehen, wie komplexe Probleme gelöst werden und dass Fehler und Irrwege dazugehören.
Denkanstöße
- Welche Irrwegen und Sackgassen haben sich dennoch als nützlich erwiesen?
- Was haben Sie daraus gelernt?
- Wie dokumentieren Sie Fehler, Sackgassen und Irrwege?
Literatur
- Helmholtz, Hermann von, Hermann von Helmholtz über sich selbst. Rede zu seinem 70. Geburtstag, Leipzig 1966. 26-27.
- Ramón y Cajal, Santiago, Advice for a young investigator, Transl. by Neely Swanson and Larry W. Swanson, Cambridge, Massachusetts, London 1999, 11.
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