

Wie gut kümmern Sie sich um Ihren Körper? Wie viele Gedanken machen Sie sich um Ihre Ernährung? Ich vermute, dass Sie sich über Ihren Köper und Ihre Ernährung einige Gedanken gemacht haben und Ihr Leben entsprechend ausgerichtet haben. Aber wie viele Gedanken machen Sie sich um Ihren Geist und Verstand (mind)? Lewis Caroll, der Autor von Alice im Wunderland, hat einen wunderbaren Essay dazu geschrieben: „Feeding the Mind.“
Der Unterschied zwischen Körper und Verstand (mind)
Lewis Caroll stellt fest, dass wir uns in der Regel gut um unseren Körper und unsere Ernährung kümmern. Wir kümmern uns aber nicht im gleichen Maße so gut um unseren Verstand. Der entscheidende Unterschied ist, dass uns unser Körper keine andere Wahl lässt, als ihm Essen zu geben. Ohne Essen haben wir Beschwerden und Schmerzen. Die Konsequenzen sind bei mangelnder Ernährung schnell ersichtlich und fühlbar. Wenn wir unserem Geist und Verstand aber „Nahrung“ vorenthalten und ihn vernachlässigen, merken wir es nicht so deutlich.
Regeln für Geist und Verstand
Das, was wir über die Ernährung wissen, können wir aber auch auf den Verstand übertragen. So wie wir angemessene Nahrung zu uns nehmen, sollten wir auch den Verstand angemessen ernähren. Denn einiges von dem, das wir lesen und zu uns nehmen, ist unverdaulich. Wir sollten dem Verstand auch nur eine angemessene Menge zum Verarbeiten geben und uns nicht „überfressen“. Eine angemessene Vielfalt sorgt dafür, dass wir nicht zu viele verschiedene Sachen auf einmal konsumieren. Es braucht außerdem angemessene Zeiträume zwischen den Mahlzeiten, denn wir müssen das, was wir essen, kauen und verdauen. Auch der Geist braucht eine Pause zwischen der Lektüre und Wissensaufnahme.
Als wichtigsten Punkt sehe ich die letzte Regel an. Wir sollten über das Gelesene nachdenken. Wir sollten Inhalte also nicht nur passiv aufnehmen und konsumieren, sondern uns damit auseinandersetzen und darüber nachdenken. Hier empfiehlt Caroll Nachdenken und Spaziergänge:
„one hour of steady thinking over a subject (a solitary walk is as good an opportunity for the process as any other) is worth two or three of reading only.”
Wir sollen uns mit dem Gelesenen beschäftigen und es verarbeiten. Nur so können wir den Inhalt auch wiedergeben. Sonst bringt man alles durcheinander und weiß nichts. Eine Stunde nachdenken ist so viel Wert wie drei Stunden nur Lesen.
Ungebrochene Aktualität
Lewis Caroll hat diesen Essay 1905 publiziert. Er hat aber nichts an Aktualität eingebüßt. Wir konsumieren sehr viel Wissen und Informationen, ohne dass wir ausreichend darüber nachdenken. Er gibt uns mit diesem Essay einen wertvollen Hinweis, uns unseren Umgang mit Wissen, Newsfeeds und Büchern zu überdenken und auf eine angemessene Ernährung zu achten.
Denkanstöße
- Wann konsumieren Sie Wissen und Informationen?
- Über was denken Sie intensiver nach?
- Wie sieht eine ausgewogene Ernährung für Ihren Geist und Verstand aus?
Literatur
- Caroll, Lewis, Feeding the Mind. An Essay hitherto unpublished, in: Harper’s Monthly Magazine 112, 1905, 937-939.