

Um ein komplexes Problem zu lösen, muss ich mich intensiv damit beschäftigen. Ich arbeite mich konzentriert und ohne Ablenkungen in das Problem ein und suche nach Lösungen (Siehe den Blogbeitrag „Deep Work“). Das allein reicht aber nicht. Denn komplexe Probleme lassen sich nicht einfach nur Schritt für Schritt lösen. Wir kennen den Lösungsweg ja noch nicht. Es ist nicht einfach nur ein Abarbeiten von logisch aufeinanderfolgenden Schritten. Der direkte Lösungsweg ergibt sich ja erst, wenn ich die Lösung gefunden habe. Es braucht oft einen Gedankensprung, eine „out of the box“-Idee, um zur Lösung zur gelangen. Oftmals gehen wir, wie sich später herausstellt, Umwege und probieren alle Möglichkeiten aus. Und deshalb brauchen wir Incubation-Phasen.
Konzentriertes Arbeiten und Incubation
Während des konzentrierten Arbeitens erarbeite ich mir das nötige Wissen und spiele alle Lösungsmöglichkeiten durch. Das, was ich mir in diesen intensiven Phasen erarbeitet habe, wird dann während der Incubation-Phasen weiter unbewusst im Gehirn verarbeitet und integriert. Dafür braucht das Gehirn Zeit.
Was passiert im Gehirn?
Das Gehirn sucht weiter nach Lösungen, auch wenn ich nicht bewusst an das Problem denke. Das Gehirn denkt immer! Ich gehe spazieren, mein Gehirn sucht nach einer Lösung. Ich sortiere meine Unterlagen, lasse die Gedanken schweifen und mein Gehirn spielt weitere Lösungswege durch.
Der Geistesblitz
Und wenn ich unbewusst die Lösung gefunden habe, habe ich einen Geistesblitz. Der fällt dann scheinbar wie ein Blitz aus dem heiterem Himmel. Doch das scheint eben nur so. Der Geistesblitz steht einfach am Ende einer erfolgreichen Suche nach der Lösung. Das unbewusste Denken hat eine Lösung gefunden, der präfrontale Kortex hat diese als richtig bewertet und sie tritt ins Bewusstsein. Und ich freue mich: „Hurra, die Lösung!“
Incubation-Phasen im Alltag
Um dem Gehirn Zeit zum unbewussten Denken zu geben, braucht es Incubation-Phasen. Diese wechseln sich mit Phasen konzentrierten Arbeitens ab. Im Alltag können Sie das leicht umsetzen, wenn Sie beispielsweise regelmäßig spazieren gehen oder ihre Gedanken schweifen lassen („Erst gehen, dann Ideen sammeln“). Sport oder ein Hobby sind ebenfalls sehr gut (Wie ein Hobby Sie exzellent macht: „Der Unterschied zwischen guten und sehr guten WissenschaftlerInnen: Ein Hobby“). Sie sind beschäftigt, trainieren, malen oder machen etwas anderes und ihr Gehirn hat Zeit zum Denken. Und wie Sie „Lösungen im Traum finden“, können Sie ebenfalls nachlesen.
Incubation-Phasen und das Lösen komplexer Probleme
Incubation-Phasen sind also eigentlich sehr leicht zu umzusetzen und in den Alltag einzubauen. Sie sind entscheidend für das Lösen komplexer Probleme. Das Gehirn braucht Zeit zum Arbeiten, Integrieren, Probieren. So finden wir Lösungen. Der Wert und die Wichtigkeit von Incubation-Phasen werden allerdings unterschätzt. Sie werden kaum in den Arbeitsalltag integriert.
Denkanstöße
- Wann und wo haben Sie Geistesblitze?
- Hatten Sie jemals einen Geistesblitz am Schreibtisch beim konzentrierten Arbeiten?
- Wie können Sie Spaziergänge in den Alltag integrieren?
Literatur
- Beck, Henning, Biologie des Geistesblitzes. Speed up your mind! Berlin, Heidelberg 2013.
- Wallas, Graham, The Art of Thought, London 1927.