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Glühbirnen auf Tafel

Leistung und smartes Arbeiten

16. Oktober 2020Nicole RemmeleDie Kunst der HaltungKeine Kommentare

Der Begriff der Leistung ist gerade sehr aktuell. Die Corona-Zeit gibt den Blick frei auf neue Leistungsträger. Es gibt Diskussionen darüber, wer was leistet und wie das entlohnt werden sollte. In der sich veränderten Berufswelt stellt sich ebenfalls die Frage, was Leistung in der heutigen Zeit ist und wie sie gemessen werden kann. Leistung kann verschieden gemessen werden. Ist Einsatz und Anstrengung auch schon Leistung oder nur das Ergebnis der Arbeit? Leistung sollte auf jeden Fall in Verbindung mit smarten Arbeiten betrachtet werden.

Industrielle Kriterien der Leistungsmessung

Wir messen heute die Leistung in der Arbeitswelt in allen Bereichen fast ausschließlich nach industriellen Kriterien. Wir nehmen an, dass es zwischen der Länge der Arbeitszeit und dem Ergebnis der Arbeit, die in dieser Zeit erbracht wird, einen linearen Zusammenhang gibt. Für die Autoindustrie mag das für die Produktion zutreffen. Wenn das Band länger läuft, können mehr Autos produziert werden. Im Dreischichtbetrieb an sieben Tagen können mehr Autos produziert werden als mit einer Schicht an fünf Tagen. Für die Entwicklung eines Motors trifft diese Korrelation aber schon nicht mehr zu. Die Entwicklung folgt nicht planbaren und festgelegten Schritten. Die Schritte von der Idee bis zum fertigen Motor sind noch nicht bekannt und müssen erst entwickelt werden.

Industrielle Kriterien und WissensarbeiterInnen

Diese industriellen Kriterien wenden wir aber auch auf WissensarbeiterInnen an. Deren Leistung lässt sich aber auf diese Art und Weise überhaupt nicht gut messen. Die Leistung von WissensarbeiterInnen täglich zu messen ist nur schwer möglich, da die Ergebnisse erst am Ende der Arbeit vorliegen. Eine Doktorarbeit, die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes oder eines neuen Klebstoffes brauchen ihre Zeit. Bis das Ergebnis vorliegt, gibt es Phasen, in denen es gut vorwärts geht, Phasen in denen (scheinbar) nichts passiert, Rückschritte, Umwege und Fortschritte. Hierbei täglich die Leistung messen zu wollen mit Blick auf das Ergebnis, funktioniert kaum. Denn die fertige Arbeit ist nicht das Ergebnis einer linearen Entwicklung.

Die Bewertung der Qualität einer Arbeit

Die Bewertung der Qualität der Arbeit ist noch eine ganz andere Sache. Die Länge der Arbeitszeit sagt nur wenig über die Qualität der Arbeit aus. Die besten ViolinistInnen üben weniger als die, die gut sind. Dies weist eine Studie von Anders Ericsson über Deliberate Practice nach. Wie eine Stunde genutzt und gearbeitet wird, ist wichtiger als die bloße Zahl der Arbeitsstunden. Die Länge der Arbeitszeit sagt also wenig über die Qualität der Arbeit aus, die jemand leistet. Und doch ziehen wir die Arbeitszeit als Kriterium für die Leistungsmessung heran.

Geschäftigkeit

Wir nehmen ebenfalls an, dass Arbeit und arbeiten sichtbar sein muss. Andere müssen sehen können, dass wir arbeiten. Wir müssen beschäftigt sein und etwas tun. Für WissensarbeiterInnen bedeutet das, dass sie eigentlich nicht beschäftigt sind, wenn sie „nur“ nachdenken. Denn das sieht ja offensichtlich nach Nichtstun aus, obwohl das eigentlich der Kern der Arbeit eines_einer WissensarbeiterIn ist: Denken.
Deshalb zeigen WissensarbeiterInnen ihr Beschäftigtsein, indem sie geschäftig sind: E-Mails, Instant Messaging, Aktenberge auf dem Schreibtisch, massenhaft Berichte schreiben. Das ist aber lediglich Geschäftigkeit. Es wird nichts geschaffen, nichts geleistet.

Smart arbeiten

In der Arbeitswelt sollte es darum gehen smart zu arbeiten und wirklich etwas zu erzielen. Dazu der Ökonom Jan Schnellenbach:

„Leistungsorientierung heißt nicht, die Regeln der Organisationen einzuhalten, die überholt sind, sondern sich darauf zu konzentrieren, was bei der Arbeit rauskommt.“

Es braucht folglich ein Bewusstsein für Ergebnisse und nicht für Leistung als Selbstzweck: Viel machen ohne Sinn und Verstand. Hart und viel arbeiten sind keine Werte an sich. Die Arbeit muss zu einem Ergebnis führen. Und wenn das Ergebnis mit weniger Arbeit erreicht werden kann, ist das gut.

Und wenn es auf das Ergebnis ankommt, müssen WissensarbeiterInnen das tun, für das sie bezahlt werden: Nachdenken. Das bedeutet für bestimmte Zeitphasen ununterbrochen und konzentriert an einer Sache arbeiten. Hartes Nachdenken sieht auch mal nach Nichtstun aus, ist es aber nicht. Genau hier passiert das Entscheidende. Von außen scheint sich nicht viel zu bewegen, im Kopf bewegt sich dagegen sehr viel.

Dazu Cal Newport, Informatiker an der Georgetown University:

„… das Herausschälen von werthaltigen Informationen ist eine Tätigkeit, die häufig im Widerspruch zu Geschäftigkeit steht, nicht im Einklang damit.“

Wenn es Ihnen auf Ergebnisse ankommt, dann schaffen Sie sich Phasen, in denen Sie ununterbrochen und konzentriert arbeiten und denken können.

Idee für ein Coaching

Im Coaching entwickeln Sie Ihre individuellen Kriterien, mit denen Sie Ihre Leistung messen können. Dann geht es darum, das im Alltag umzusetzen. Wie können Sie konzentriert arbeiten und Geschäftigkeit vermeiden oder eliminieren?

Denkanstöße

  • Mit welchen Kriterien messen sie Ihre tägliche Leistung?
  • Was sagen diese Kriterien mit Blick auf die Ergebnisse der Arbeit aus?
  • Wann zeigen Sie Geschäftigkeit?

Literatur

  • Wolf Lotter, Die neue Leistungsgesellschaft Wir müssen weniger schuften, aber uns mehr anstrengen. Die Mühe lohnt sich, in Brand 1, 10/2020, Leistung.
  • Newport, Cal, Konzentriert arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen, München 2017.

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